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Wir hätten gerne gesehen, was da heuer sportlich noch möglich gewesen wäre

UNGER STEEL Gunners-Präsident Thomas Linzer im Interview

Thomas, der ÖBV und die BSL GmbH haben sich jetzt dazu entschlossen die Basketballsaison vorzeitig zu beenden. Das heisst, dass eine Fortsetzung der Superliga auch zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr möglich ist. Wie seht ihr das im Vorstand der Gunners?

Wir glauben, dass diese Entscheidung angesichts der Ereignisse vollkommen richtig ist. Schon Mitte der vorigen Woche gab es dazu ein Stimmungsbild innerhalb der Vereine und auch wir im Vorstand waren uns rasch einig, dass wir für ein vorzeitiges Ende der Meisterschaft votieren werden. Es wäre den Vereinen und auch den Spielern wirtschaftlich und auch psychisch nicht zumutbar jetzt wochenlang quasi unter „Hausarrest“ und ohne Training auf bessere Zeiten zu warten. Die gegenwärtige Situation wird sich so schnell nicht ändern und deutlich länger als bis Ostern dauern.

Ist das auch der Grund warum die ausländischen Spieler noch vor der gestrigen Entscheidung der BSL GmbH in ihre Heimatländer reisen durften?


Natürlich. In solchen außergewöhnlichen Momenten geht es nicht mehr um sportliches Kalkül. Da geht es nur mehr um Gesundheit, Sicherheit und Familie. Als wir Mitte der vorigen Woche gespürt haben, dass sich die Ereignisse überschlagen, haben wir sofort Flüge für alle unsere ausländischen Spieler gebucht und dafür gesorgt, dass alle in dieser schweren Zeit zu ihren Familien heimkehren können, bevor die Grenzen schliessen und der Flugverkehr weitgehend eingestellt wird. Und wie man heute sieht, haben wir Gott sei Dank richtig antizipiert. Es gibt derzeit kaum noch Flüge nach Amerika und unsere Spieler sind quasi auf den letzten Abdruck gerade noch nach Hause gekommen, auch wenn es für den einen oder anderen aufgrund der strengen Kontrollen und Wartezeiten eine kleine Odyssee war.

Was hättet ihr getan, wenn die BSL GmbH noch abgewartet hätte und die Saison später doch zu Ende gespielt worden wäre?


Daran hat ehrlich gesagt niemand von uns im Vorstand geglaubt. Die Situation war zu eindeutig. Und selbst wenn es so gekommen wäre, dann hätten wir eben ohne Legionäre diese Saison zu Ende gespielt. In Momenten wie wir sie derzeit erleben, relativiert sich der sportliche Erfolg und unsere jungen Spieler hätten es sich aufgrund der bisher gezeigten Leistungen durchaus auch verdient, einmal ohne Legionäre alleine im Rampenlicht zu stehen.

Wie ist eigentlich die gegenwärtige Situation im Verein?


Unser Betrieb ist derzeit völlig stillgelegt. Der Trainingsbetrieb ist gänzlich eingestellt, die Sporthalle und das Büro sind geschlossen. Unsere Damen aus dem Gunners Office, unsere Spieler und Trainer sind so wie wir alle zu Hause. Also völliger Stillstand.

Was bedeutet das für den Verein wirtschaftlich? Betriebe kündigen reihenweise Mitarbeiter. Müssen die Gunners auch Mitarbeiter kündigen oder gar den Verein zusperren?

Wir sperren sicher nicht zu! Und Kündigungen wollen wir verhindern. Unser Ziel ist, dass wir alle Mitarbeiter behalten und weitgehend so vergüten können, wie das unter normalen Verhältnissen der Fall gewesen wäre. Jeder unserer Mitarbeiter ist uns wichtig und liegt uns am Herzen! Darum kämpfen wir gerade mit allen Möglichkeiten, die sich uns bieten. Ob es uns gelingt, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen. Die am Wochenende von der Bundesregierung beschlossenen Hilfsmaßnahmen mit der neuen Form der Kurzarbeit könnten hier hilfreich sein. Wir wollen, dass alle Dienstnehmer diese Kurzarbeit in Anspruch nehmen dürfen und wir wirklich niemanden kündigen müssen. Aber wir haben nicht nur Dienstnehmer, sondern auch Mitarbeiter auf Basis von Aufwandsentschädigungszahlungen. Da greift der Hilfsfonds und die Variante der Kurzarbeit leider nicht. Hier sind wir auf andere Formen der Förderungen, sei es vom Bund oder vom Land Burgenland angewiesen.

Kann man schon sagen wie hoch der finanzielle Schaden für die Gunners sein wird? Besteht die Gefahr, dass der Verein diese enorme Herausforderung nicht überlebt?

Aus heutiger Sicht besteht diese Gefahr nicht. Wir haben wie auch viele andere Sportvereine naturgemäß eine sehr geringe Kapitaldecke, aber wir haben in den letzten Jahren Gott sei Dank maßvoll gewirtschaftet und versuchen jetzt, den Verein in dieser enorm schweren Zeit wirtschaftlich handlungsfähig zu halten, ohne dabei unsere Mitarbeiter zu verlieren. Der gesamte Vorstand zieht da an einem Strang, damit wir unseren Betrieb durch diesen Tsunami durchsteuern können. Aber, ja, wir brauchen dazu finanzielle Hilfe von Bund und Land Burgenland. Ohne die Unterstützung der öffentlichen Hand wird es nicht gehen. Unsere Sponsoren haben jetzt verständlicherweise alle mit sich selbst zu tun und wir hoffen und wünschen uns, dass alle unsere Sponsorpartner mit ihren Betrieben diese schwere Zeit überstehen.

Den finanziellen Schaden kann man heute noch nicht bemessen, weil wir alle nicht wissen, was die nächste Wochen und Monate bringen werden. Aber wir werden Schaden erleiden, ja. Alleine der Ausfall der restlichen Meisterschaftsspiele samt den begehrten Play Off Spielen kostet uns schon ca. 40-45 Tausend Euro. Deshalb werden wir sowohl bei der Stadtgemeinde Oberwart, als auch beim Land Burgenland demnächst eine einmalige Sonderförderung beantragen und hoffen sehr, dass unsere finanzielle Ausnahmesituation nicht nur mitfühlend verstanden, sondern uns auch finanziell geholfen wird.

Traust du dich angesichts der dramatischen Gegenwart schon in die Zukunft blicken? Glaubt ihr an eine planmäßige Saison 2020/21?

Natürlich blicken wir in die Zukunft. Wir werden uns in den nächsten Tagen und Wochen intensiv auf die Zukunft vorbereiten und hoffen, dass wir so rasch wie möglich zumindest mit unserem Nachwuchs wieder den gewohnten Trainingsbetrieb aufnehmen dürfen. Sobald sich die Situation positiv verändert und unsere Sportanlage wieder verfügbar ist, wollen wir unser Trainingsprogramm von der Ballspielgruppe bis zur U19 wieder fortsetzen.

Was die Bundesliga betrifft, ist jede Prognose zu früh. Zum einen wissen wir heute noch nicht, ob ab Herbst die Durchführung einer regulären Meisterschaft wieder möglich ist, zum anderen muss man abwarten, wie die einzelnen Vereine die aktuelle Situation überstehen. Man muss sich hier schon vor Augen führen, dass wir selbst bei einem planmäßigen Start einer neuen Meisterschaft (Anm.: Die Superliga beginnt normalerweise im Oktober) die nächsten 6-7 Monate (!!!) keine Umsatzerlöse aus einem Spielbetrieb generieren können! Jeder Kaufmann weiß, dass man so eine lange Durststrecke ohne laufende Einnahmen normalerweise nicht überleben kann, weil es auch ohne Spielbetrieb Fixkosten abzudecken gilt. Es ist daher zu befürchten, dass nicht alle Vereine diese lange Durststrecke schadlos überleben werden.

Betrifft das auch die Gunners?

Natürlich betrifft das auch uns. Das aktuelle Spieljahr 2019/20 vorzeitig und mit einem noch zu verkraftenden Schaden abzuwickeln ist eine Sache, die uns enorm fordert. Aber die wahre Herausforderung wird die Planung und vor allem Budgetierung der nächsten Spieljahre. Das gilt aus meiner Sicht für nahezu alle professionellen Sportvereine! Nicht nur im Basketball. Wenn es nicht gelingt, dass in Österreich die finanziellen Fördermittel von Bund, Land und Gemeinden für Sportvereine nachhaltig erhöht werden, dann könnten nicht nur einzelne Sportvereine, sondern ganze Sportarten oder Ligen einbrechen. Das mag düster klingen, aber es ist eine mehr als berechtigte Befürchtung! Zugleich ist die gegenwärtige Krise aber auch eine Chance, ein in Österreich seit Jahrzenten gewachsenes Missverhältnis zwischen Fördermittel der Kultur und des Sports endlich auszugleichen und die Dotationen von Fördermittel für den Sport in Österreich endlich auf jenes Maß zu heben, das der Sport verdient und für eine strukturelle Entwicklung auch unbedingt benötigt. Wir hoffen und wünschen uns, dass alle politischen Verantwortungsträger in unserem Land das jetzt endlich erkennen.

Dies umso mehr, weil unsere Sponsorpartner angesichts der jetzt zu erwartenden Turbulenzen in vielen Branchen ihre Sponsorbudgets im nächsten Jahr wohl kaum erhöhen werden. Wir sind unseren Sponsoren zu großem Dank verpflichtet, dass sie uns seit vielen Jahren als verlässliche Partner begleiten und uns beständig die Treue halten.

Das Team war auf Tuchfühlung mit der Ligaspitze. Gibt es angesichts des vorzeitigen Endes der Meisterschaft auch Wehmut?

Selbstverständlich! Wir glauben, dass wir in dieser Saison ein tolles Team gesehen haben. Horst Leitner hat mit seinem Betreuerteam hier ausgezeichnete Arbeit geleistet und der Charakter der Spieler ist großartig. Klar hätten wir alle gerne gesehen, was da heuer sportlich noch möglich gewesen wäre. Wir hatten ein junges Team, das noch wachsen muss und Erfahrung braucht. Das hat man in manchen Spielen gespürt. Aber besonders unsere jungen Spieler haben sich in den letzten Monaten wirklich gesteigert. Wir waren von den drei Top Teams, die allesamt über ein deutlich höheres Budget als wir verfügen, nicht so weit weg, um eine Sensation auszuschließen. Das bestätigt unseren Weg! Deshalb wollen wir diesen Weg, junge Spieler auszubilden und zu fördern auch in Zukunft fortsetzen.

Es tut uns auch sehr leid, dass wir unseren treuen Fans keine komplette Meisterschaft bieten konnten. Wir bedanken uns bei allen Fans für die großartige Unterstützung. Wir bedauern sehr, dass unsere Jahreskartenbesitzer wie auch unsere Sponsoren aufgrund der besonderen Umstände jetzt auf einen Teil der bezahlten Leistungen verzichten müssen. Wir danken allen diesbezüglich für ihr Verständnis. Wir werden uns bestmöglich bemühen, dass wir hier unseren Kunden in der Zukunft mit besonderen Angeboten unsere Dankbarkeit zum Ausdruck bringen können.

DANKE Euch allen liebe Gunners Familie. Bitte bleibt in nächster Zeit zu Hause und passt gut auf Euch auf! Wir wünschen uns, dass wir uns alle gesund im Herbst beim Saisonauftakt wiedersehen!