Der Grunddurchgang ist geschlagen, die Redwell Gunners müssen den Gang in die Hauptrunde zwei antreten. Übrigens mit derselben Anzahl von Siegen wie in der Vizemeistersaison des Vorjahres. Mit einem Unterschied: Das direkte Duell gegen Klosterneuburg wurde verloren, damit reichte auch der Sieg gegen Kapfenberg nicht aus, bei dem die Gunners aber bewiesen haben, dass in dieser Mannschaft viel mehr steckt, als der siebente Tabellenplatz aussagt. Warum die Redwell Gunners trotzdem dort stehen, das erklärt Manager Andreas Leitner im Interview.
„Natürlich ist der Saisonverlauf und das Verpassen der Top 6 enttäuschend. Ich bin der festen Überzeugung, dass der Kader definitiv gut genug gewesen wäre, das haben die Spieler in vielen Begegnungen bewiesen. Die Entscheidung für die Hauptrunde zwei ist ja auch denkbar knapp gefallen, im Vorjahr ist es anders gelaufen, da haben wir es gerade noch so geschafft.“
Die Saison war bisher von einer Vielzahl an Verletzungen geprägt. Schon im ersten Spiel in Fürstenfeld musste man auf Bonds und Krstanovic verzichten. Wie sehr hat das die Leistungen beeinflusst?
„Das war bisher ein richtiges Seuchenjahr. Angefangen vom besagten Auftaktspiel über die schwere Verletzung von Bonds bis hin zu den Operationen von Headcoach Tom Johnson waren alle unsere Legionäre immer wieder verletzt, auch Hannes Ochsenhofer ist für insgesamt 8 Wochen ausgefallen. Dadurch war es uns nie möglich, die notwendige Konstanz im Spiel umzusetzen, man darf ja auch nicht vergessen, was die vielen Ausfälle für eine kontinuierliche Trainingsarbeit zwischen den Spielen bedeutet. In einer Saison, wo die Liga so ausgeglichen ist wie heuer, ist das natürlich schwer zu verkraften. Dazu kamen noch einige Formschwankungen von Sammy Zeglinski und Abe Lodwick, die auch nicht unbedingt förderlich waren. Zoran Krstanovic war oft die einzige Konstante in unserem Spiel.“
Bei der Kaderplanung war Erik Frühwirth ein wichtiger Baustein. Wie sehr ist dieser Plan durch seinen Ausfall und jenen von Jeff Bonds durcheinander geraten?
Erik war in der Rotation der großen Spieler fix eingeplant und hätte um die 15 Minuten Einsatzzeit bekommen sollen. Im Sommer war bei ihm noch alles in Ordnung, doch dann hat sich heraus gestellt, dass die Hüfte doch nicht hält. Dann noch die schwere Verletzung von Jeff Bonds, wodurch wir gezwungen wurden, Ersatz für ihn zu holen anstatt im Jänner wie geplant nachzurüsten. Natürlich erwischt es im Verlauf einer Saison jedes Team einmal, aber für uns war das in dieser Fülle an Verletzungsproblemen schon extrem unglücklich. Vor allem deshalb, weil die Vorbereitung gut war und die Erwartungen groß waren.
Rückblickend gesehen: Wo wurde der eine fehlende Sieg liegen gelassen? Oder anders: Welche Niederlage schmerzt am meisten?
Da fällt mir die erste Niederlage gegen Fürstenfeld ein. Zoran Krstanovic und Jeff Bonds Bonds waren verletzt nicht dabei, Lukas Linzer saß krank auf der Bank und dann hat sich vor der Pause noch Sammy Zeglinski am Oberschenkel verletzt. Dieser eine Sieg fehlt uns jetzt.
Rückblickend betrachtet: Was ist für dich der positive Lichtblick der vergangenen Monate?
Die Entwicklung von Benjamin Blazevic gefällt mir sehr gut. Er hat gegen Kapfenberg bewiesen, dass er zu Recht ein fixer Bestandteil der Rotation geworden ist und jederzeit für 15 Minuten eingesetzt werden kann – und sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung Akzente setzen kann. Er hat seine Chance aufgrund des Ausfalls von Erik Frühwirth genutzt und sich toll entwickelt.
Wie gefällt dir die Entwicklung der anderen „jungen Wilden“, warum bekommen sie teilweise so wenig Spielzeit?
Das „Problem“ von Georg Wolf und Stefan Neudecker ist, dass sie das „Pech“ haben, dass auf ihren Positionen mit Hannes Artner, Hannes Ochsenhofer und auch Lukas Linzer gestandene Bundesligaspieler haben, an denen sie erst einmal vorbei kommen müssen. Sie werden aber in der Hauptrunde zwei definitiv ihre Chancen bekommen, es wird mehr Spielminuten für sie geben. Das ist vielleicht ein positiver Ansatz für die bevorstehenden Spiele. Auch David Krämer und Max Neugebauer werden in der H2 Einsatzzeit bekommen.
Ist der Gang in die Hauptrunde zwei für dich eine große Enttäuschung?
Natürlich, aber die Gunners-Welt wird deshalb nicht untergehen. Ich gebe zu bedenken, dass wir in den vergangenen zehn Jahren im Schnitt jedes zweite Jahr die Finalserie erreicht haben. Wir werden jetzt auf keinen Fall mit der Situation hadern, sondern das Beste daraus machen und mit aller Energie die Hauptrunde zwei in Angriff nehmen.
Die Hauptrunde zwei ist ein zweischneidiges Schwert: Auf der einen Seite können die Spieler durch Siege Selbstvertrauen tanken, auf der anderen Seite ist die Intensität nicht so hoch wie in der Hauptrunde …
Das Trainerteam wird dafür sorgen, dass die Intensität nicht kleiner wird, ganz im Gegenteil. Die nächsten Wochen werden sehr, sehr hart für die Spieler, das wird kein Honiglecken. Wir werden uns nicht ausrasten, sondern in den kommenden zwei Monaten hart arbeiten, um dann mit Vollgas in das Viertelfinale zu gehen. Ich kann jetzt schon versprechen, dass wir für jeden Gegner eine undankbare Aufgabe sein werden.
Wer ist dein Wunschgegner fürs Viertelfinale?
Güssing, ganz klar. Da haben wir noch eine Rechnung offen. Außerdem wäre eine Serie gegen Güssing ein richtiges Spektakel.
Gab es Bemühungen, Jason Detrick für die Redwell Gunners zu verpflichten?
Ja, die gab es. Wir wollten ihn für die zweite Phase der Meisterschaft verpflichten. Aber wir müssen respektieren, dass wir mit dem Angebot von Wien nicht im Entferntesten mithalten konnten. Auch kein anderer Klub in Österreich hätte da mit können. Ich verstehe, dass Jason das Angebot angenommen hat. Er hat Familie und muss für sich persönlich entscheiden, was am besten ist.
Wie geht es Headcoach Tom Johnson?
Er ist noch mindestens eine weitere Woche im Krankenstand und kann das Team im Moment nicht betreuen. Wir machen ihm keinen Druck, er soll sich so gut als möglich auskurieren. Goran Patekar erfüllt die interimistische Aufgabe als Headcoach gut.
Gegen Kapfenberg war auffällig, dass sich die Mannschaft anders als zuletzt präsentiert hat. Welchen Anteil hat Patekar daran?
Goran hat von der Seitenlinie aus viel Energie ins Spiel gebracht und hat mit den Spielern gut rotiert, schon früh zum Beispiel Benjamin Blazevic gebracht. Die Spieler haben von ihm viel Selbstvertrauen bekommen, das war ein anderes Basketball. Das Spiel gegen Kapfenberg zeigt ganz klar, was in dieser Mannschaft steckt – und dabei darf man nicht vergessen, dass wir ohne Abe Lodwick gespielt haben.
Was ist das Ziel in der Hauptrunde zwei?
Wir wollen jedes Spiel gewinnen!