Einen Tag nach der Niederlage gegen Kapfenberg hängen die Kopfe der Gunners-Familie noch immer tief. Weil das Spiel eigentlich zu gewinnen gewesen wäre, wenn das Team in der entscheidenden Phase einen kühlen Kopf behalten hätte. Oder aber die Chance im dritten Viertel genutzt hätte, wo Kapfenberg stehend k.o. war und kein Rezept gegen die Gunners hatte. Aber „hätti wari“-Spielchen sind nicht angebracht, auch wenn die bereits dritte Saisonniederlage in einem engen Spiel doch gehörig an den Nerven zerrt.
Grundsätzlich ist Headcoach Erik Braal mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden, aber: „In der wichtigen Phase hatten wir zu viele unnötige Ballverluste, wir waren nicht konzentriert genug, um das Spiel zu entscheiden. Uns hat der Wille gefehlt, den Gegner endgültig zu knacken. Das müssen wir aber schnell lernen.“ Woran es in diesen Phasen des Spiels fehle, sei Erfahrung, so Braal. „Wir müssen verstehen, dass wir ein Spiel nicht nur mit Basketball entscheiden können, es geht auch um die mentale Stärke.“ Aber Selbstvertrauen komme eben mit Siegen und davon gab es in der laufenden Saison leider erst zwei.
Aufholbedarf gibt es für Braal aber sowohl offensiv als auch defensiv: „Wir sind in der Verteidigung nicht immer so gut, wie viele glauben, es passieren einfach zu viele Fehler. Das muss aber ebenso besser werden wie der Angriff.“ Offensiv war das Spiel gegen Kapfenberg tatsächlich nicht das Gelbe vom Ei – allein die unterirdische Trefferquote von nur 18 Prozent vom Dreier (3/17) spricht Bände. Die Leistung vom Zweipunkter war mit 55 Prozent passabel, von 44 Versuchen fanden 24 den Weg in den Korb. Positiv – wieder einmal – die ausgezeichnete Quote von 92 Prozent von der Freiwurflinie, allerdings hatten die Gunners zehn Versuche weniger (11/12) als Kapfenberg (14/22). Dieses Missverhältnis ergibt sich allerdings nicht aus einer ungerechten Schiedsrichterleistung, sondern hat den Ursprung darin, dass die Gunners den Korb zu wenig attackieren.
„Das müssen wir aber forcieren wenn wir merken, dass die Würfe von außen nicht fallen“, fordert Manager Andreas Leitner mehr Spielintelligenz ein. „Außerdem haben wir Kapfenberg durch unsere Fehler wieder stark gemacht und so das Spiel verloren.“ Da hilft auch die wieder einmal gute Leistung von Rakeem Buckles nicht, der mit 20 Punkten (10/17 Zweier – 59 Prozent, 8 Rebounds) der Turm in der Schlacht war. Die Unkonzentriertheit zeigte sich auch bei einigen Angriffen, wo falsche Entscheidungen getroffen wurden: Ein vergebener Korbleger hier, ein Fehlpass da – und schon dreht sich ein Spiel vom Plus ins Minus. Und im Gegensatz zu den Gunners hat Kapfenberg jede Menge Routine, um solche Phasen eiskalt auszunutzen.
Die Kapfenberger Todesstöße kamen übrigens von zwei Ex-Gunners: Joey Shaw und Filip Krämer trafen in der entscheidenden Phase alle möglichen und unmöglichen Würfe und gaben so den ohnehin bereits angeschlagenen Gunners den Rest. „Eine erfahrenere Mannschaft wäre damit wohl anders umgegangen. Aber wir haben – und dabei nehme ich auch mich nicht aus - unseren vorgenommenen Gameplan verlassen und das Spiel hergeschenkt“, analysiert Braal und hofft auf den nächsten Entwicklungsschritt seines Teams: „Wir werden im Training alles dafür tun, um diesen Schritt schon in den kommenden Spielen umsetzen zu können.“