Auch wenn die aktuelle Wetterlage besser zum Saisonstart im Oktober als zum Sommer passen würde - die Spielzeit 2014/15 für die Redwell Gunners ist vorbei und genügend (Regen)wasser die Pinka hinabgeflossen.
Zeit also für eine Analyse der abgelaufenen Saison und einen kleinen Ausblick auf die neue Spielzeit.
Mit 3:0 sind die Blau-Weißen gegen den regierenden Meister und Cupsieger Güssing im Play off-Viertelfinale ausgeschieden. Sind die Duelle mit dem südlichen Nachbarn in den ersten beiden Begegnungen noch wie auf einer schiefen Ebene verlaufen, so zeigten die Gunners in Spiel drei, dass sie durchaus in der Lage sind, den aktuellen Play off-Finalisten zu fordern.
Übrigens – das Viertelfinale ist ein Spiegelbild der Saison: Denn die Gunners nahmen erst gegen Ende des Grunddurchgangs Fahrt auf. Zu spät, als dass sich diese Siege noch auf die Tabelle hätten auswirken können. Also fand man sich nach dem Grunddurchgang auf dem siebenten Platz wieder, Platz fünf (zwei Siege) und Platz sechs (ein Sieg) waren aber mehr als in Reichweite.
Die Saison für sich genommen verlief etwas holprig und war immer wieder von Rückschlägen geprägt. Die folgten zudem meist auf Erfolge und stoppten den vermeintlichen Aufwärtstrend. Wie zum Beispiel die unnötige Niederlage gegen Traiskirchen nach Siegen in Gmunden und in Güssing. „Immer dann, wenn wir geglaubt haben, wir haben den Durchbruch geschafft, gab es einen Rückschlag“, meint auch Manager Andreas Leitner.
Dass diese Rückschläge meist vor eigenem Publikum passierten, lassen die Saison rückblickend zusätzlich in einem negativeren Licht erscheinen, aber: „Insgesamt waren wir nicht schlechter als eine Saison davor und das mit einer deutlich jüngeren Mannschaft. Aber natürlich sind wir noch nicht dort, wo wir hinwollen“, so Leitner.
Trotz der vielen Rückschläge hat die Mannschaft aber nie aufgegeben und sich in vielen Spielen wieder zurück gekämpft. „Dank der in Oberwart vorhandenen Siegermentalität, dank der Unterstützung durch die Fans und dank unserer Verteidigung, mit der ich über die gesamte Saison gesehen sehr zufrieden bin“, analysiert Headcoach Erik Braal.
Tatsächlich belegen die Gunners in der Verteidigungs-Effizienz und bei den Steals den zweiten Platz in der Liga. Außerdem wurde versucht, Freiwürfe des Gegners zu vermeiden und selbst hochprozentig von der Linie zu treffen (mit 81,9 Prozent Nummer 1). „Auch am Rebound waren wir stark“, betont Braal.
Auffallend in der abgelaufenen Spielzeit ist die große Anzahl von Spielen, die knapp verloren wurden. Von neun Partien, die mit weniger als drei Punkten verloren wurden, konnten die Gunners nur eine gewinnen. Braal hat dafür mehrere Erklärungen. Zum Beispiel die mangelnde Effizienz im Angriff. „In der Offense waren wir oft sehr ineffizient, das hat dann den Druck auf die Verteidigung erhöht. Wir müssen den Angriff flüssiger gestalten“, sagt der Headcoach und lobt sein Team für den Kampfgeist: „Wir haben uns oft zurück gekämpft und nie aufgegeben, diese Eigenschaften wollen wir auf jeden Fall behalten und mitnehmen.“
Auch für Manager Leitner gibt es keinen Grund, die Einstellung der einzelnen Spieler zu kritisieren – im Gegenteil: „Die Spieler waren immer fokussiert, die Stimmung in der Mannschaft immer gut, trotz der vielen Rückschläge haben Erik Braal und Assistantcoach Goran Patekar einen tollen Job gemacht. Wenn wir zwei oder drei dieser knappen Spiele gewinnen, dann verläuft die Saison anders, davon bin ich überzeugt.“
Grundsätzlich ist auch Braal mit der Entwicklung der Mannschaft zufrieden. „Wir wollten uns über das Jahr gesehen verbessern, das ist uns gelungen. Nur sind auch die anderen Mannschaften stärker geworden. Aber teilweise wurde meine Philosophie von Teambasketball gut umgesetzt.“ Allerdings dauerten die Durchhänger in vielen Spielen zu lange, die zahlreichen Aufholjagden blieben meist unbelohnt.
Was die einzelnen Spieler betrifft, sind Braal und Leitner besonders mit der Entwicklung von Benni Blazevic und Sebastian Käferle zufrieden: „Benni hat zwar wegen seiner Verletzung lange gebraucht, aber er spielt im Sommer mit dem U-20-Nationalteam und ich hoffe, dass er von Anfang an gut in die nächste Saison starten kann“, sagt Braal. Auch für Leitner war Blazevic „ein Lichtblick, trotz seiner langen Pausen“ und „Sebastian Käferle hat für sein Alter einige Talentproben abgelegt“. Auch die anderen beiden U-20 Teamspieler Stefan Neudecker und Georg Wolf haben sich weiterentwickelt, „auch wenn sich das noch nicht in signifikanter Spielzeit niedergeschlagen hat.“
Neben Käferle und Blazevic hat sich wohl Bogic Vujosevic über die Saison gesehen am meisten verbessert. Anfangs noch etwas unsicher im Spielaufbau, mauserte sich der Point Guard im Lauf der Saison zu einem Aktivposten im Spiel der Gunners und stand mit durchschnittlich 32:03 Minuten auch am längsten am Parkett. Zu einem entscheidenden Faktor in den engen Schlussphasen so mancher Partie konnte er aber auch nicht werden. „Bogic hat gute Ansätze gezeigt, aber ein richtiger go to guy ist er nicht, so einen hätten wir gebraucht“, sagt Braal.
Überhaupt habe bei der Auswahl der Spieler die Balance schlussendlich doch nicht gestimmt, sagt Braal: „Uns hat ein zweiter Kreativspieler neben Bogic gefehlt, dadurch waren Hannes Ochsenhofer, Hannes Artner und Carlos Novas Mateo gezwungen, zu kreieren.“ Ursprünglich hätte JJ Mann diese Rolle ausfüllen sollen, aber „er ist ein zwar ein super Werfer, kann sich jedoch selbst nur schwer eigene Würfe erarbeiten“, analysiert Braal. Was Gabe Knutson betrifft, so habe er laut Headcoach „nicht die erhoffte und erwartete Inside-Präsenz, dafür zu viele Up-and-Downs“ gehabt.
Wäre da noch Rakeem Buckles, dessen umfangreiches „Waffen-Arsenal“ für Braal gleichzeitig auch seine größte Schwäche und der Grund dafür ist, warum er US-Amerikaner in seiner ersten Profi-Saison nicht gleich zum entscheidenden Faktor wurde: „Rakeem muss lernen, das passende Werkzeug für die jeweilige Situation auszupacken. Er verfügt über so viele Möglichkeiten und hätte das Zeug zu einem go to guy, der Spiele entscheiden kann.“
Was heißt das nun für die kommende Saison? Bis auf Sebastian Käferle und Benni Blazevic laufen alle Verträge aus, derzeit wird die Saison genau analysiert und die Lehren daraus gezogen. „Wir würden Buckles und Vujosevic gerne halten, mit beiden laufen auch schon die Verhandlungen“, stellt Leitner klar. Bei Mann hänge es von der „Gesamtsituation“ ab, ob er auch ins zukünftige Team passen könnte. Bei Gab Knutson stehen die Zeichen definitiv auf Abschied „wir benötigen hier einen anderen Spielertyp.“ Die Verträge von Kapitän Jason Johnson, Hannes Ochsenhofer und Hannes Artner laufen aus. Wir führen selbstverständlich auch mit ihnen Gespräche zur Fortsetzung, aber dass es Kaderveränderungen und auch generell Umstrukturierungen im Verein geben wird, stehe fest, so Leitner.
Auch für Braal muss die Mischung besser werden: „Die Balance hat nicht gestimmt, das hat natürlich auch mit dem Rekrutieren zu tun. Vor allem der schon angesprochene go to guy, der in entscheidenden Phasen Verantwortung übernimmt, habe gefehlt. „Wir wollen nicht mit einem komplett neuen Team in die nächste Saison starten, sondern versuchen, zumindest zwei Spieler zu halten, um gleich gut in die neue Meisterschaft starten zu können, aber ich bin lang genug im Business, das ich weiß, dass es schwer wird, Rakeem und Bogic zu halten“, sagt Braal. „Ich denke, wir haben heuer in vielen Phasen guten Team-Basketball gezeigt, darauf können wir aufbauen, dann hat auch diese Saison ihren Wert.“ Insgesamt gehe es jetzt darum, Spieler mit mehr Qualität zu verpflichten.
Am Ende möchten sich sowohl Manager Andreas Leitner als auch Headcoach Erik Braal stellvertretend für das Team bei den Fans bedanken: „Die Spieler, die Betreuer und mich hat es immer sehr gefreut, wenn wir auswärts die Fanbusfahrer gesehen haben. Martin, Mike und der Fanclub leisten hervorragende Arbeit – fantastisch, trotz der nicht einfachen Saison. Die Unterstützung hilft den Spielern am Parkett definitiv! Sie war sicher oft der Grund dafür, dass wir zumindest wieder in die Partien zurück gekommen sind!“